Zum Schutz der Kinder vor Covid-19: UNICEF fordert einen globalen Waffenstillstand

UNICEF Exekutivdirektorin Henrietta Fore erklärt in ihrem Statement vom 17. April, weshalb ein globaler Waffenstillstand dringend nötig ist – gerade jetzt. 

© UNICEF/UNI209094/Chalasani

«Heute leben 250 Millionen Kinder auf der ganzen Welt in Konfliktgebieten. Jedes dieser Kinder ist darauf angewiesen, dass Kriegsparteien dem Aufruf des UN-Generalsekretärs Folge leisten und ihre Waffen im Rahmen eines globalen Waffenstillstands zur Bekämpfung der Covid-19-Pandemie niederlegen. Jedes dieser Kinder muss endlich vor Gewalt geschützt werden. Denn Konfliktparteien werden nicht in der Lage sein, das Coronavirus zu bekämpfen, solange sie sich noch gegenseitig bekämpfen.

Doch fast einen Monat nach dem Appell des Generalsekretärs wird der gewaltsame Konflikt unter anderem in Teilen Afghanistans, Burkina Faso, Libyen, Mali, Syrien, der Ukraine und im Jemen weitergeführt. Für die Kinder, die diese Alpträume durchleben, könnte ein Waffenstillstand den Unterschied zwischen Leben und Tod bedeuten. Ein globaler Waffenstillstand würde Kinder davor schützen, durch einen Konflikt getötet, verstümmelt oder aus ihrer Heimat vertrieben zu werden. Er würde die Angriffe auf lebenswichtige Infrastruktur wie Gesundheitszentren und Wasser- und Abwassersysteme stoppen. Er würde gefährdeten Bevölkerungsgruppen Raum für den Zugang zu lebenswichtigen Diensten wie der Gesundheitsversorgung eröffnen - Dienste, die der Schlüssel zum Stoppen einer Pandemie sind. Sie würde Gelegenheiten schaffen, sich mit Konfliktparteien für die sichere Freilassung von Kindern aus Streitkräften und Gruppen einzusetzen.

Es hat auch einige positive Entwicklungen gegeben: Konfliktparteien in 11 Ländern haben sich während der Pandemie zu einer Waffenruhe verpflichtet. Dennoch muss noch viel mehr getan werden, um für die Kinder vor Ort etwas Sinnvolles zu bewirken:   

Erstens sollten alle Konfliktparteien Waffenstillstandsvereinbarungen treffen und diese auch einhalten, Punkt.

Zweitens sollten Behörden und Gruppen, die das Territorium kontrollieren, den freien Zugang für humanitäres Personal erleichtern. So können wir Kinder und Familien mit lebenswichtigen Dienstleistungen erreichen, darunter Nahrung, Gesundheitsversorgung, Schutz, Wasser und sanitäre Einrichtungen. Dieser Zugang könnte auch zur Instandsetzung oder Rehabilitierung wichtiger Infrastruktureinrichtungen genutzt werden, die möglicherweise von den Kämpfen betroffen waren, so dass die Bevölkerung besser vor der Ausbreitung von Covid-19 geschützt ist.

Drittens dürfen Streitkräfte und Gruppen die Lieferung von Hilfsgütern nicht behindern oder Menschen in Not daran hindern, Dienstleistungen zu erhalten. Alle Zivilisten, die unter der Kontrolle von Regierungs- oder Oppositionsgruppen stehen, müssen die Möglichkeit haben, Hilfe zu erhalten, die für ihr Überleben und Wohlergehen lebenswichtig ist.

Viertens: Konfliktparteien sollten alle Kinder freilassen, die im Zusammenhang mit einem bewaffneten Konflikt oder der nationalen Sicherheit in Haft sind. Streitkräfte und Gruppen sollten auch Kinder aus ihren Reihen freilassen. Wie immer ist UNICEF bereit, die Behörden bei der Vorbereitung der Freilassung von Kindern zu unterstützen.

Solange die Kriege weitergehen, wird auch das Coronavirus nicht vor den gefährdeten Kindern und Bevölkerungsgruppen, die in Konfliktgebieten gefangen sind, Halt machen. Ein globaler Waffenstillstand würde als Modell der Zusammenarbeit und Solidarität dienen, um Covid-19 zurückzudrängen. Einer Pandemie, die die gesamte Menschheit bedroht, insbesondere die Schwächsten unter uns. Ein Waffenstillstand würde nicht nur unsere Chancen, die Krankheit kurzfristig zu besiegen, erheblich verbessern, sondern könnte auch die Grundlage für einen dauerhaften Frieden legen - und das würde für Kinder und ihre Zukunft alles bedeuten.»