25 Jahre Kinderrechtskonvention – Innovation als Chance und Verpflichtung

Zürich/New York, 20. November 2014 – Die UN-Kinderrechtskonvention ist der erfolgreichste Völkerrechtsvertrag: Sie wurde von 194 Staaten ratifiziert und ist seit 25 Jahren weltweit in Kraft. Die Kinderrechte haben massgeblich zur Verbesserung des Schutzes und der Entwicklungschancen von Kinder beigetragen. Trotz erheblicher Fortschritte besteht aber weiterhin grosser Handlungsbedarf bei der Umsetzung der Kinderrechte. Im aktuellen Bericht «Zur Situation der Kinder in der Welt» zieht UNICEF Bilanz und fordert dazu auf, jedes Kind an den Errungenschaften moderner Innovationen zur Verbesserung der Lebensqualität teilhaben zu lassen. UNICEF Schweiz nimmt das Jubiläum zum Anlass, den Menschen in der Schweiz «Danke» zu sagen.

Der 20. November ist ein historisches Datum: An diesem Tag wurde im Jahr 1989 die UN-Kinderrechtskonvention verabschiedet und danach im Rekordtempo von allen Ländern der Welt (ausser den USA, Somalia und dem Südsudan) ratizifiert. Sie umfasst 54 Artikel zu Überleben, Schutz und Entwicklung von Kindern. Das völkerrechtliche Übereinkommen verpflichtet die Staaten, entsprechende gesetzliche Massnahmen zu treffen, um die Rechte der Kinder durchzusetzen. Die Kinderrechtskonvention ist das erste Dokument, welches die bestehenden Menschenrechtsverträge und Standards zusammenfasst und auf die Bedürfnisse von Kindern ausrichtet. Dank der Kinderrechtskonvention hat sich die Sicht auf die Kinder weltweit verändert: Kindheit wurde erstmals als geschützter Lebensabschnitt definiert, in dem Kinder aufwachsen, lernen, spielen und sich entwickeln können. Kinder werden heute als eigenständige Individuen angesehen, die Rechte und eine eigene Meinung haben und diese auch äussern dürfen.

«Ungerechtigkeiten gibt es so lange wie die Menschheit – genauso lange gibt es aber Innovationen, welche die menschliche Entwicklung vorangetrieben haben», sagt UNICEF Exekutivedirektor Anthony Lake. «In unserer immer stärker vernetzten und globalen Welt können lokale Innovationsansätze stark zu einer weltweiten Verbesserung der Lebenssituation von Kindern beitragen. Voraussetzung dafür ist, dass Regierungen, Forscher und Entwickler, Kinderrechtsaktivisten und Akteure aus der Wirtschaft weltweit zusammenarbeiten, um die besten und vielversprechendsten Lösungsansätze zu finden». 

Innovative Lösungsansätze für die internationale Entwicklungsarbeit
Zum heutigen 25. Jahrestag der UN-Kinderrechtskonvention veröffentlicht UNICEF den zweiten Teil des Jahresberichts «Zur Situation der Kinder in der Welt ». Der digitale Bericht zeigt die grundlegende Bedeutung von Innovation für Chancengleichheit auf und beinhaltet weltweite innovative Lösungsansätze zur internationalen Entwicklungsarbeit. Eine interaktive Innovations-Landkarte schafft den Kontakt zu Forschern und Entwicklern sowie deren Ansätzen, um die Lebensbedingungen von Kindern zu verbessern. Beispiele sind:

  • Schwimmende Schulen in Bangladesh, um Kindern in Überschwemmungsgebieten einen regelmässigen Schulbesuch zu ermöglichen.
  • Ein Hilfsprogramm zur Bekämpfung von Mangelernährung mit Hilfe lokaler Kliniken und konsumfertiger therapeutischer Nahrung.
  • Die Erfindung eines urinbetriebenen Stromgenerators durch vier Teenagerinnen, um Kindern und Familien in entlegenen Gebieten Nigerias zu Elektrizität zu verhelfen.
  • Die Erfindung von solarbetriebenen Hörgerätebatterien für Menschen in Regionen ohne Zugang zu Elektrizität.

Der Bericht fordert neue Sichtweisen in der Entwicklungsarbeit wie die Förderung der internationalen Zusammenarbeit und das Schaffen neuer Verbindungen, um eine weltweite Innovationsgemeinschaft ins Leben zu rufen. Leser werden ermutigt, ihre eigenen Ideen und Erfahrungen mit Innovationen einzubringen, welche die Lebensbedingungen von Kindern verbessert haben.

Fortschritte und Herausforderungen für die Zukunft
Seitdem die UN-Kinderrechtskonvention am 20. November 1989 in Kraft trat, wurden grosse Fortschritte in der Umsetzung von Kinderrechten erzielt:

  • Seit 1990 erreichen rund 90 Millionen mehr Kinder ihr fünftes Lebensjahr.
  • 36% weniger Kinder leiden an Entwicklungsverzögerungen als vor 20 Jahren.
  • 71% weniger Kinder  sterben an Masern sterben als vor zehn Jahren.
  • Zwischen 2008 und 2012 mussten 43.5 Millionen weniger Kinder arbeiten.
  • Die Einschulungsrate ist von 53% im Jahr 1990 auf 91% im Jahr 2011 gestiegen.
  • Seit 1993 ist die Beschneidung von Mädchen und Frauen offiziell eine Menschenrechtsverletzung.

Die Daten zeigen aber auch, dass die Lebensrealität von Millionen von Kindern ernüchternd aussieht und sie immer noch von jeglichem Fortschritt ausgeschlossen sind:

  • Immer noch sterben täglich 18‘000 Kinder unter fünf Jahren an vermeidbaren Krankheiten.
  • 230 Millionen Kleinkinder sind nicht registriert. Gewalt, Ausbeutung und Missbrauch trifft sie häufiger als Kinder mit Geburtsschein.
  • 22.4 Millionen Kinder sind ohne Impfschutz.
  • Nur 4 von 10 Kindern global erreichen das Minimum an Grundbildung.
  • Weltweit müssen 144 Millionen Kinder im Alter zwischen 5 und 14 Jahren arbeiten.
  • 11 Prozent aller Mädchen werden vor ihrem 16. Lebensjahr verheiratet. 

«Die UN-Kinderrechtskonvention hat weltweit das Bewusstsein für Kinderrechtsverletzungen geschärft und Gesetzesänderungen ausgelöst», sagt Elsbeth Müller, Geschäftsleiterin von UNICEF Schweiz. «Es wurde schon einiges erreicht, aber es gibt noch viel zu tun. Es braucht neue, innovative Konzepte, Entschlossenheit und Mut, um weiterhin wirksam in Gesundheit, Bildung und Schutz investieren zu können und damit die Chancen der am stärksten benachteiligten Kindern zu verbessern.»

UNICEF Schweiz sagt «Danke»
Die UN-Kinderrechtskonvention ist seit 1997 in der Schweiz verbindlich. Zurzeit unterstützt UNICEF Schweiz Programme in 34 Ländern zur Verbesserung der Bildungs-, Ernährungs- und Gesundheitssituation sowie zum Kinderschutz. Damit Kinder in einem geschützten Umfeld aufwachsen können, bedarf es gesellschaftlicher Veränderungen, die nur über einen längeren Zeitraum erreicht werden können. Daher engagiert sich UNICEF Schweiz für langfristige Projekte und informiert regelmässig über die Kinderrechtssituation.

Das 25-jährige Jubiläum der UN-Kinderrechtskonvention nimmt UNICEF Schweiz zum Anlass, der Schweizer Bevölkerung «Danke» zu sagen. Denn ohne ihre Unterstützung wäre ein unermüdliches Engagement für die Verbesserung der Lebensbedingungen von Kindern nicht möglich. Die Webseite www.unicef-danke.ch informiert über Kinderrechte, die Programmschwerpunkte von UNICEF und ausgewählte Projekte auf der ganzen Welt. Interessierte können zudem ein persönliches Dankeschön-Video erstellen und so ein Teil der UNICEF Geschichte werden.

Zudem informiert UNICEF Schweiz im November und Dezember mit verschiedenen Veranstaltungen über die Situation der Kinder in der Welt. So beispielsweise mit dem «Quadrat Liebe» in Bern und in Genf. In dem meterhohen Kubus wird auf unkonventionelle Art gezeigt, mit welchen Schwierigkeiten Kinder weltweit zu kämpfen haben. Am 10. Dezember, dem Tag der Menschenrechte, ruft UNICEF wiederum zur Teilnahme an den UNICEF Menschenketten in Zürich und in Genf auf, um gemeinsam ein Zeichen für die Rechte der Kinder zu setzen.

Weitere Informationen:

Veranstaltungshinweise UNICEF Schweiz:

Ein «Quadrat Liebe» in Bern und Genf:
20.-21. November 2014, 08.00 Uhr bis 20.00 Uhr, Waisenhausplatz, Bern
10.-12. Dezember 2014, 08.00 Uhr bis 20.00 Uhr, Place du Molard, Genf

Menschenketten in Zürich und Genf:
10. Dezember 2014, 12.30 Uhr, Münsterbrücke (Helmhaus), Zürich
10. Dezember 2014, 12.30 Uhr, Pont des Bergues, Genf

Kontakt für Medien:

Simone Isermann
Mediensprecherin
UNICEF Schweiz
Tel. 044 317 22 41
E-Mail: s.isermann@unicef.ch