Mehr als 11 000 Kinder im Jemen getötet oder verletzt

Laut UNICEF sind inzwischen mehr als 11 000 Kinder durch den Konflikt im Jemen getötet oder verletzt worden – das sind durchschnittlich vier Kinder pro Tag seit der Eskalation der Kämpfe im Jahr 2015. Dies sind nur die von den Vereinten Nationen bestätigten Fälle. Die tatsächliche Zahl der Opfer dürfte weitaus höher sein. 

Jemen Konflikt

Die von den Vereinten Nationen vermittelte Waffenruhe im Jemen hatte zu einer deutlichen Verringerung der Gewalt geführt. Dennoch wurden in den Wochen zwischen dem Ende der Waffenruhe Anfang Oktober und Ende November bereits weitere 62 Kinder getötet oder verletzt. 

Fast acht Jahre nach der Eskalation des Konflikts im Jemen sind mehr als 23,4 Millionen Menschen – darunter 12,9 Millionen Kinder – auf humanitäre Hilfe und Schutz angewiesen. Für knapp drei Viertel der Gesamtbevölkerung ist die Situation vor Ort fatal: Schätzungsweise 2,2 Millionen Kinder leiden an akuter Mangelernährung, davon befinden sich rund 540 000 Kinder unter fünf Jahren in Lebensgefahr.

«Kinder wie den sieben Monate alten Yasin und seine Mutter Saba, denen ich in einem Krankenhaus in Aden begegnet bin, kämpfen um ihr Überleben», sagte UNICEF-Exekutivdirektorin Catherine Russell, die in der vergangenen Woche den Jemen besuchte. «Tausende Kinder haben bereits ihr Leben verloren, das Überleben Hunderttausender weiterer Kinder ist durch vermeidbare Krankheiten oder Hunger in Gefahr. Yasin ist nur eines von ihnen. Sie brauchen sofort Unterstützung.»

Grundversorgung für Kinder praktisch zusammengebrochen

Mehr als 17,8 Millionen Menschen, darunter 9,2 Millionen Kinder, haben keinen Zugang zu sicheren Wasser-, Sanitär- und Hygienediensten. Das Gesundheitssystem des Landes ist seit Jahren äusserst fragil. Nur die Hälfte der Gesundheitseinrichtungen ist funktionsfähig: Fast 22 Millionen Menschen – darunter etwa 10 Millionen Kinder – haben keinen angemessenen Zugang zu medizinischer Versorgung.

28 Prozent der Kinder unter einem Jahr erhalten keine Routineimpfungen gegen gefährliche Infektionskrankheiten. In Kombination mit dem fehlenden Zugang zu sauberem Wasser birgt dies für die Kinder ein extremes Risiko. Regelmässig kommt es zu Ausbrüchen von Cholera, Masern, Diphtherie und anderen Krankheiten, die durch Impfungen vermieden werden können.

Der Konflikt hat zugleich eine schwere Bildungskrise ausgelöst, mit enormen langfristigen Folgen für die Kinder. Bereits jetzt gehen zwei Millionen Kinder nicht zur Schule. Diese Zahl könnte auf sechs Millionen Kinder ansteigen. Immer wieder wird der Zugang zu Bildung unterbrochen – mindestens eine von vier Schulen im Jemen ist zerstört oder beschädigt. 

«Wenn die Kinder im Jemen eine Chance auf eine würdige Zukunft haben sollen, dann müssen die Konfliktparteien, die internationale Gemeinschaft und alle, die Einflussmöglichkeiten haben, dafür sorgen, dass sie geschützt und unterstützt werden», so Russell.

«Dazu gehören Kinder wie Mansour, den ich in einem von UNICEF unterstützten Rehabilitationszentrum getroffen habe. Sein Bein musste am Knie amputiert werden, nachdem er von einem Scharfschützen angeschossen wurde. Kein Kind sollte dies je erleiden müssen. Die sofortige Erneuerung des Waffenstillstands wäre ein erster positiver Schritt, der den Zugang zur humanitären Hilfe ermöglichen würde. Letztlich wird jedoch nur ein dauerhafter Frieden den Familien ermöglichen, ihr zerstörtes Leben wiederaufzubauen und Pläne für ihre Zukunft zu machen.»

UNICEF benötigt im kommenden Jahr 484,4 Millionen US-Dollar für die Hilfe im Jemen. Ohne vorhersehbare Finanzierung ist die Kontinuität der wichtigsten Massnahmen für die Grundversorgung und das Wohlergehen der Kinder in Gefahr. 

UNICEF-Hilfe im Jemen im Jahr 2022 

Trotz der schwierigen Situation hat UNICEF in diesem Jahr umfangreiche Hilfe für die Kinder im Jemen geleistet:

  • 260 000 Kinder mit schwerer akuter Mangelernährung wurden in 4584 Gesundheitszentren und 34 therapeutischen Ernährungszentren behandelt;
  • UNICEF unterstützte den Zugang zu sicherer und nachhaltiger Trinkwasserversorgung für 4,7 Millionen Menschen;
  • 1,6 Millionen Kinder wurden gegen Masern und Polio geimpft;
  • 254 000 Kinder und Betreuende in umkämpften Gebieten erhielten psychosoziale Unterstützung;
  • 423 000 Menschen wurden über den Umgang mit Minen und Blindgängern informiert;
  • 1,6 Millionen Menschen in abgelegenen ländlichen Gebieten erhielten Zugang zur öffentlichen Gesundheitsversorgung;
  • UNICEF unterstützte den Betrieb und die medizinische Ausrüstung von 24 Krankenhäusern für Mütter und Neugeborene;
  • die Behandlungsmöglichkeiten und Vorbeugung von Mangelernährung wurde durch 4500 ambulante Ernährungszentren und 288 mobile Teams ausgeweitet.
  • Fast 1,5 Millionen Familien – rund neun Millionen Menschen insgesamt – erhielten kleine Bargeldhilfen.

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