Gaza: Wasserknappheit verstärkt Risiko von Krankheitsausbrüchen

Statement von UNICEF Sprecher James Elder

Ein Junge gibt einem anderen Junge Wasser

«Wenn der Zugang von Kindern zu Wasser und sanitären Einrichtungen in Gaza weiterhin eingeschränkt bleibt und nicht ausreicht, wird die Zahl der Kinder, die ihr Leben verlieren, auf tragische Weise ansteigen – obwohl dies vermeidbar ist.

Ausserdem fällt nun auch Regen in Gaza. Diese Kombination birgt eine massive Gefahr für potenziell tödliche Krankheiten, insbesondere für Kinder.

Wir sollten nicht vergessen, dass der minimale Bedarf an Wasser pro Person und Tag in Krisensituationen 15 Liter beträgt. 15 Liter zum Trinken, Kochen und Waschen – die entscheidende Menge, um durch Wasser übertragene und andere Infektionskrankheiten zu verhindern.

Dennoch müssen Menschen in Teilen des Gazastreifens, vor allem im Norden – wo Schätzungen zufolge rund 700 000 Menschen leben –, mit weniger als drei Litern pro Tag auskommen. An manchen Tagen haben sie überhaupt kein Wasser.

Um es deutlich zu machen: Die Kontrolle über Treibstoff und den Zugang zu Wasser ist entscheidend für das Überleben von Tausenden – vielleicht Zehntausenden – Kindern.

Berichten zufolge wurden bereits mehr als 5 350 palästinensische Kinder getötet. Die Zahl der getöteten Kinder ist erschreckend. Trauer hat sich in Gaza eingenistet.

Ohne ausreichend Treibstoff, ohne ausreichend Wasser werden sich die Bedingungen für Kinder weiter verschlechtern.

Gleichzeitig werden mehr als 30 israelische Kinder irgendwo im Gazastreifen als Geiseln gehalten. Sie müssen freigelassen werden. Stellen Sie sich ihre Angst vor; die Qualen, die ihre Familien ertragen müssen. Dies muss ein Ende haben.

Die Tatsache, dass rund 800 000 Kinder innerhalb des Gazastreifens vertrieben sind, verschärft das Risiko, dass noch mehr Kinder ihr Leben verlieren werden.

Sie suchen verzweifelt – und oft vergeblich – nach Sicherheit in überfüllten Unterkünften. Im Durchschnitt gibt es in den UNRWA-Unterkünften eine Dusche für 700 Menschen. Und eine einzige Toilette für 150 Menschen. Das Anstehen dauert Stunden. Denken Sie daran, was das für heranwachsende Mädchen bedeutet.

Ohne genügend Treibstoff werden die sanitären Dienste zusammenbrechen.

Wir haben es mit einer seltenen Kombination widriger Faktoren zu tun, das die Ausbreitung von Krankheiten massiv befördert. Einem quasi «perfekten Sturm» für eine Tragödie: ein unerträglicher Mangel an Wasser; Fäkalien in dicht besiedelten Unterkünften; ein inakzeptabler Mangel an Latrinen; schwer eingeschränkte Möglichkeiten für das Händewaschen, die persönliche Hygiene und das Reinigen und Waschen.

Bereits jetzt werden fast zehnmal so viele Durchfallerkrankungen bei Kindern unter fünf Jahren verzeichnet wie üblicherweise im Monatsdurchschnitt. Auch Krätze, Läuse, Windpocken, Hautausschläge und Infektionen der Atemwege nehmen zu.

Daher braucht es umgehend:

  1. Die zuverlässige Lieferung von Materialien und Ausstattung für die Wasserversorgung und Abwasserentsorgung sowie für die Notreparatur und den Betrieb kritischer Wasser- und Abwasserdienste einschliesslich Produktion, Aufbereitung und Verteilung.
  2. Sicheren und ungehinderten Zugang zu einer täglichen Versorgung mit Treibstoff, der den gesamten Bedarf für den Betrieb kritischer Wasser- und Sanitäreinrichtungen deckt.
  3. Einen humanitären Waffenstillstand, sicherer und ungehinderter Zugang für humanitäre Organisationen und die sofortige und sichere Freilassung aller entführten Kinder.

Wenn dies nicht geschieht, wird die Weltgemeinschaft unbeteiligt dem Tod unzähliger Kinder in Gaza zusehen.»