UNICEF warnt an COP27: Überschwemmungen im Jahr 2022 brechen Rekorde

Anlässlich der UN-Klimakonferenz COP27 warnt UNICEF, dass dieses Jahr mindestens 27,7 Millionen Kinder in 27 Ländern weltweit von Überschwemmungen betroffen sind. 

© UNICEF/UN0286415/Akash

Seit über dreissig Jahren gab es nicht mehr so viele Kinder, die von Überschwemmungen betroffen waren. Die grosse Mehrheit von ihnen gehört zu den am stärksten gefährdeten Gruppen und ist einer Vielzahl von Bedrohungen ausgesetzt, darunter Tod durch Ertrinken, Ausbruch von Krankheiten, Mangel an sauberem Trinkwasser, Unterernährung, Unterbrechung des Lernprozesses und Gewalt. «Wir erleben in diesem Jahr weltweit Überschwemmungen in noch nie dagewesenem Ausmass und damit eine explosionsartige Zunahme der Bedrohungen für Kinder», sagte Paloma Escudero, Leiterin der UNICEF-Delegation für die COP27. «Die Klimakrise ist da. Vielerorts sind die Überschwemmungen so schlimm wie seit einer oder mehreren Generationen nicht mehr. Unsere Kinder leiden schon jetzt in einem Ausmass, das ihre Eltern nie erlebt haben.» 

Die Folgen von Überschwemmungen sind für Kinder oft tödlicher als die extremen Wetterereignisse, die die Überschwemmungen verursacht haben. Im Jahr 2022 haben Überschwemmungen dazu beigetragen, dass sich die wichtigsten Todesursachen für Kinder wie Unterernährung, Malaria, Cholera und Durchfallerkrankungen weiter ausbreiten:  

  • In Pakistan wurde festgestellt, dass mehr als eines von neun Kindern unter fünf Jahren, die in den von den Überschwemmungen betroffenen Gebieten in Sindh und Belutschistan in Gesundheitseinrichtungen eingeliefert wurden, an schwerer akuter Unterernährung litt. 
  • Im Tschad wurden 465 030 Hektar Ackerland zerstört, was die ohnehin schon schwierige Ernährungslage noch verschlimmerte. 
  • In Malawi verursachten sintflutartige Regenfälle und Überschwemmungen durch den Tropensturm Ana im Januar 2022 umfangreiche Schäden an den Wasser- und Abwassersystemen, was die perfekten Bedingungen für einen Choleraausbruch schuf. Der Ausbruch der Krankheit hat 203 Menschen das Leben gekostet, darunter 28 Kinder. Bis heute haben sich 1631 Kinder mit Cholera infiziert. 
  • Zusammen mit anderen klimatischen Schocks und dem Konflikt haben die Überschwemmungen dazu geführt, dass die prognostizierte Zahl der Kinder im Südsudan, die mit einem hohen Mass an Ernährungsunsicherheit konfrontiert sind, die Raten übersteigt, die während des Konflikts in den Jahren 2013 und 2016 verzeichnet wurden. Darüber hinaus haben die Vereinten Nationen kürzlich gewarnt, dass einige Gemeinden vom Hungertod bedroht sind, wenn die humanitäre Hilfe nicht fortgesetzt wird und die Massnahmen zur Anpassung an den Klimawandel nicht ausgeweitet werden.  

Die Überschwemmungen bedrohen nicht nur das Leben von Millionen von Kindern, sondern haben auch die Grundversorgung unterbrochen und unzählige Familien vertrieben:  

  • Bei den jüngsten Überschwemmungen in Pakistan wurden fast 27 000 Schulgebäude beschädigt oder zerstört, so dass zwei Millionen Kinder dem Unterricht fernbleiben mussten. 
  • Im Südsudan waren 95 von UNICEF unterstützte Ernährungszentren von den Überschwemmungen betroffen, wodurch die lebensrettende und präventive Versorgung von 92 000 Kindern mit Mangelernährung behindert wurde. 
  • In Nigeria wurden in den letzten Monaten schätzungsweise 840 000 Kinder durch Überschwemmungen vertrieben.  
  • Schwere Regenfälle und Überschwemmungen im Jemen führten zu Überschwemmungen, die umfangreiche Schäden an Unterkünften in den Vertreibungsgebieten verursachten. Bis zu 73 854 Haushalte waren davon betroffen und 24 000 Haushalte wurden vertrieben.  

«Die COP27 bietet die Gelegenheit, einen glaubwürdigen Fahrplan mit klaren Meilensteinen für die Finanzierung der Klimaanpassung und Lösungen für Verluste und Schäden zu erstellen», sagte Paloma Escudero. 
 
UNICEF drängt nicht nur die Regierungen und die Wirtschaft zu einer raschen Reduzierung der Emissionen, sondern fordert auch die Staats- und Regierungschefs auf, unverzüglich Massnahmen zu ergreifen, um Kinder vor den verheerenden Folgen des Klimawandels zu schützen, indem sie die für sie wichtigen sozialen Dienste anpassen
 
Letztes Jahr haben sich die Industrieländer darauf geeinigt, die Unterstützung für die Anpassung an den Klimawandel bis 2025 auf 40 Milliarden Dollar pro Jahr zu verdoppeln. Auf der COP27 müssen sie einen glaubwürdigen Fahrplan mit klaren Meilensteinen vorlegen, um bis 2030 mindestens 300 Milliarden Dollar pro Jahr für die Anpassung bereitstellen zu können. Mindestens die Hälfte der gesamten Klimafinanzierung sollte in die Anpassung fliessen. 
 
UNICEF fordert die Parteien ausserdem auf, Lösungen zu finden, um diejenigen zu unterstützen, die mit klimabedingten Verlusten und Schäden konfrontiert werden, die über die Grenzen dessen hinausgehen, woran sich die Gemeinschaften anpassen können. UNICEF fordert die Regierungen auf, die Finanzierungslücke für die Bewältigung dieser unumkehrbaren Veränderungen für Kinder zu schliessen. 

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